Diese Aussage ist wahrscheinlich für viele Leser nichts Neues, denn die Spielzeuge, die Kleidung und auch das iPhone, die auf dem Gabentisch schick verpackt herumliegen, werden bekanntlich in China produziert, die Weihnachtsdeko übrigens gleich mit.
Arbeiter verdienen in China nicht viel Geld. Daher sind bis zu zwölf Stunden Arbeit an allen sieben Tagen der Woche fast die Regel. Dies gilt leider auch für viele Kinder. Die Arbeitsbedingungen sind in den Fabriken zudem mehr als schlecht, da viele Arbeiter ohne Schutzkleidung ganz unterschiedlichen Chemikalien ausgesetzt sind.
Die meisten Arbeiter müssen ihre Familien auf dem Land verlassen und in beengten Quartieren mit bis zu 20 Kollegen pro Zimmer unterkommen, weil die Arbeitsstätten oft sehr weit entfernt von ihrem Heimatdorf liegen. Gegen Ende des Jahres 2017 ist bekannt geworden, dass der chinesische Zulieferer Foxconn noch jugendliche Praktikanten beschäftigte, die jeden Tag elf Stunden arbeiten mussten. Foxconn beliefert unter anderem Hewlett Packard (HP) und Apple.
Die chinesischen Arbeitergesetze begrenzen die tägliche Arbeit der 16- bis 18-Jährigen auf acht Stunden und verbieten Kindern unter 16 Jahren das Arbeiten ganz und gar. Da es aber an unabhängigen Kontrollen eklatant mangelt, sind Verstöße dagegen an der Tagesordnung. Dass die Arbeitssituation bei Foxconn nicht gerade traumhaft, aber wohl traumatisch sind, lässt sich daran ablesen, dass dort in der Zeit von 2010 bis 2013 insgesamt 16 Arbeiter Selbstmord begangen haben und auch noch danach kam es zu solchen Vorfällen.
Ungefähr 60 Prozent der Weihnachtsdekoration, die weltweit an den Tannenbäumen baumelt, werden in der kleinen Stadt Yiwu in der Provinz Zhejiang hergestellt. Im Jahre 2001 standen dort zehn Fabriken für diesen Zweck, heute sind es über 600. Nach Weihnachten ist vor Weihnachten heißt es dort und zwischendurch kommen ja auch noch der Valentinstag, das Osterfest und den Wachstumsmarkt Halloween sollten wir auf keinen Fall vergessen. Yiwu hätte sich ohne Kinderarbeit, die von Arbeitstagen mit mehr als zwölf Stunden geprägt ist, so nicht entwickeln können.
In Changshu in der Provinz Jiangsu gibt es mehr als tausend Bekleidungshersteller. Deren Arbeiterheer kommt im Wesentlichen aus der unterentwickelten Yunnan-Provinz. Spezielle Agenturen vermitteln extra die Arbeiter dorthin, wobei das Alter der Kinder mitnichten im Vordergrund steht. In einigen Fabriken ist gut ein Viertel der Arbeiter unter 16 Jahre alt, die Kinder müssen aber trotzdem mehr als zwölf Stunden pro Tag arbeiten und werden sogar geschlagen, wenn sie mal nicht gehorchen.
Die ganze Unerträglichkeit gipfelt noch darin, dass viele Arbeiter erst zum Jahresende bezahlt werden. Verlassen sie schon vorher ihren Arbeitsplatz, gehen sie völlig leer aus. Möglich ist dies, weil der enorme wirtschaftliche Aufschwung Chinas nur in bestimmten Regionen ankommt, während in den anderen ärmlichen, ländlichen Gegenden alles beim Alten bleibt. Der Preisdruck auf die Fabrikbesitzer kommt zum einen von westlichen Unternehmen und zum anderen, in noch viel stärkerem Maße, von der billigen südasiatischen Konkurrenz. Die chinesischen Arbeiter werden zwischen diesen Mühlsteinen geradezu zerrieben, was auch daran liegt, dass in China unabhängige Arbeiterverbände verboten sind.
Von Maos sozialistischen Ideen ist nicht viel übrig geblieben
Gerade mal ein Prozent der chinesischen Bevölkerung verfügt über ein Drittel des Vermögens des Landes und einem Viertel der Bevölkerung gehört zusammen ein Prozent des Vermögens. Die Regierung gibt sogar offiziell zu, dass 43 Millionen Menschen in dem großen Land als extrem arm gelten, doch die Dunkelziffer liegt westlichen höher.
Extrem arm ist man in China, wenn man einen ganzen Monat lang mit weniger als 25 Euro auskommen muss. In jenen ländlichen Gebieten, wo ethnische Minderheiten leben, sind die Lebensverhältnisse besonders prekär, weil diese Menschen nicht einmal Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, von einem funktionierenden Gesundheitssystem ganz zu schweigen, was besonders schlimm für die Kinder ist.
„Hukou“ ist ein Kontrollsystem, das bereits in den 1950er-Jahren landesweit eingeführt worden ist. Danach wird jeder Chinese in seinem Heimatort registriert und nur dort darf er soziale Dienste, Bildung und medizinische Versorgung in Anspruch nehmen. Wer also umzieht, verliert sein Recht auf derartige Leistungen, es sei denn, man kann es sich leisten, sich für eine andere Stadt eine temporäre Wohngenehmigung zu kaufen.
Jedes Jahr werden über neun Millionen Kinder auf dem Land zurückgelassen. Ihre Eltern treibt es als Wanderarbeiter in die Metropolen im Süden oder Osten des Landes. Kinder, die keine Großeltern haben, sind dann ganz auf sich gestellt und werden nicht selten Opfer von Missbrauch.
Die chinesische Regierung hat inzwischen verstanden, dass jenes Hukou-System unbedingt gelockert werden muss. So ist vorgesehen, dass diejenigen Wanderarbeiter, die sich mehr als sechs Monate in einer anderen Stadt aufhalten, ihre Kinder nachholen können, damit diese dann dort zur Schule gehen können. Doch das Leben und die Kosten für Bildung sind in Chinas Großstädten teuer. Aus diesem Grunde geben sich viele chinesische Paare nach wie vor mit nur einem Kind zufrieden, obwohl ja die Ein-Kind-Politik schon 2016 aufgegeben wurde.
Wer sich mit dem Thema Kinderarbeit in China etwas eingehender befassen möchte, dem sei das folgende Gutachten als Lektüre empfohlen:
Kinderarbeit im Natursteinsektor Chinas?
Gutachten vorgelegt zu § 4a des Gesetzes über das Friedhofs- und Bestattungswesen des Landes Nordrhein-Westfalen (Bestattungsgesetz – BestG NRW)
im Auftrag des Ministeriums für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen
vorgelegt von Dr. Beate Scherrer
JIGSAW – Entwicklungspolitisches Servicebüro, Bonn, Oktober 2016
https://www.mags.nrw/sites/default/files/asset/document/kinderarbeit-im-naturstein-sektor-china.pdf
Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen kostenlosen Praxis-Newsletter „Unabhängig. Natürlich. Klare Kante.“ dazu an: